Hier haben wir alle Verschlussmarken mit Bezug auf unsere Heimatstadt Bamberg erfasst.
Für weitere Scans und Hinweise zu diesem Thema sind wir dankbar.
Dies gilt auch für die fehlende Variante 2 "Commission für Retourbriefe Bamberg".
Verschlussmarken sind keine Briefmarken. Sie vervollständigen aber die Thematik um die Belange des Versandes von Briefsendungen.
Briefsendung sind nicht immer zustellbar, weil z.B. der Empfänger nicht ausfindig gemacht werden konnte oder die Annahme der Sendung verweigert wurde. Die Post war verpflichtet, die Sendungen an den jeweiligen Auflieferer zurückzugeben, die zu diesem Zweck eine Absenderadresse auf dem Brief anzugeben hatten.
War der Absender nicht ersichtlich und konnte auch aus der verwendeten Handschrift nach der Rücksendung an das Einlieferungspostamt nicht ermittelt werden, blieb als letzte Möglichkeit nur die Öffnung der Briefe, um ggf. anhand des Inhalts den Absender doch noch ausfindig machen zu können. Dies stellte aber eine vorsätzliche Verletzung des zu allen Zeiten höchst geachteten Briefgeheimnisses dar, die unter schwerer Strafe stand. Die Briefe durften daher nicht an Ort und Stelle geöffnet werden, sondern waren an das für das Einlieferungspostamt zuständige Oberpostamt einzusenden.
Bei den Oberpostämtern waren Abteilungen eingerichtet worden, die zur Öffnung derartig unzustellbarer Sendungen berechtigt, und deren Beamte im Besonderen auf die Wahrung des Briefgeheimnisses verpflichtet waren. Konnte der Absender auf diese Weise ermittelt werden, wurden Name und Adresse durch den öffnenden Beamten auf der Außenseite der Sendung vermerkt und die Sendung anschließend wieder verschlossen.
Zum Verschluss der Sendungen wurden zunächst die jeweiligen VerschIusssiegel der Oberpostämter verwendet, später für einige Oberpostämtern auch eigene Siegel beschafft, aus deren Inschrift die Amtlichkeit der erfolgten Brieföffnung ersichtlich war. Da das Siegeln mit Lack, auch im Hinblick auf stetig steigende Anzahlen der beförderten Briefe, sehr aufwändig und teuer war, ging man dazu über, die geöffneten Briefe stattdessen mit speziell gestalteten Verschlussmarken wieder zu verschließen.
Hinweise:
- Im 19. Jahrhundert wurden Verschlussmarken in Vordruckalben gesammelt, so dass nur sehr wenige vollständige Belege aus dieser Zeit vorhanden sind.
- Der belgische Händler Moens verfügte anscheinend über gute Kontakte zur bayerischen Postverwaltung, so dass er an ungebrauchtes Material der zu dieser Zeit in Gebrauch befindlichen Marken gelangte, die er zum Teil sogar in ganzen Bogen anbieten konnte.
- Bemerkenswerterweise weist das Gros des heute noch in dieser Form verfügbaren Materials keinen Gummi auf. Auch zeigen diese Bestände, verglichen mit auf Belegen befindlichen Originalen, die nachweislich durch die Post gebraucht wurden, meist stark gealtertes Papier. Dies legt den Verdacht nahe, dass die Bogen auf minderwertigem Papier extra für den philatelistischen Handel entweder durch die Post selbst, oder durch leihweise Überlassung der Druckplatten von Moens angefertigt wurden.
- Die Verwendungszeiten der einzelnen Verschlussmarken sind bedingt durch das Fehlen von Belegen und der Nachverwendung im Postdienst sehr schwierig und ungenau.
- Die Oberpostdirektion Bamberg - ab 01.04.1934 Reichspostdirektion - bestand unter der Deutschen Reichspost bis zum 20.02.1943.
Katalogisierung zu diesem Thema sind u.a. zu finden:
- 1892 Catalogue Prix-Couram‘ de Timbres-Poste des belgischen Händlers Moens.
- Archiv für Deutsche Postgeschichte Heft 2/1975 von Karl Kurt Wolter.
- Der Retour-Brief mit einer ausführlichen Typisierung der bayerischen Retourmarken von Karl Kurt Wolter.
- Bayern-Kataloge von Peter Sem.
- Handbuch Retourverschlussmarken von Gerhard Weileder.
Wappen mit 2 schildtragenden Löwen auf einem Podest
Schrift und Wappen groß.
Wappenpodest nicht gerade.
Variante 1Verwendungszeit 1869 - 1871.
Ggf. Fälschung.
Schrift und Wappen klein.
Wappenpodest gerade.
Text "COMMISION FÜR".
Variante 2Verwendungszeit 1869 - 1871.
Schrift und Wappen klein.
Wappenpodest gerade.
Text "COMMISION_FÜR".
Variante 3Verwendungszeit 1869 - 1871.
Retourbrief Kgl. Oberamt Bamberg
Die Varianten 1 und 2 sind gemeinsam auf einem Bogen hergestellt worden.
Retourbrief kurz Antiqua.
Variante 1aVerwendungszeit 187x.
Retourbrief kurz Antiqua.
Variante 1bVerwendungszeit 187x.
Setzfehler "Oheramt" statt Oberamt (Feld 8).
Retourbrief kurz Antiqua.
Variante 1cVerwendungszeit 187x.
Kgl. Oberamt nach links verschoben.
Retourbrief lang Antiqua.
Variante 2Verwendungszeit 187x.
Retourbrief Gotisch.
Variante 3Verwendungszeit 1875 ?
Commission für Retourbriefe Bamberg
Retourbriefe Grotesk
Bamberg gerade.
Variante 1Verwendungszeit 1883.
Retourbriefe Antiqua
Bamberg kursiv.
Variante 2Verwendungszeit 1883.
Commission für Rückbriefe Bamberg
Commission und Rückbriefe
Gotisch.
Variante 1Verwendungszeit 1888 - 1892.
"R" von Rückbriefe
Fraktur.
Variante 2Verwendungszeit 1896.
Beispiel zu Variante 2:

Vorderseite

Rückseite
Brief, aufgegeben in BAMBERG 10 JUN 1-2 Nm (18)96 nach NÜRNBERG, wo der Empfänger nicht bekannt war. Auf der Rückseite Eingangsstempel NUERNBERG 10 JUN 4-5 Nm 96 und Aufkleber "Unbekannt inconnu" und nach Bamberg zurück geschickt. Ankunftsstempel BAMBERG 2 16 JUN 9-10 96 und Briefträgerstempel "B23". Zur Ermittlung des Absenders von der "Commission für Rückbriefe Bamberg" geöffnet und mit Verschlussmarken verschlossen, in rot "Leopold Ullmann" vermerkt.
Kommission für Rückbriefe Bamberg
Linienrahmen
Variante 1Verwendungszeit 1898 - 1905.
Zierrahmen - Papier Pergamin
Variante 2Verwendungszeit 1908 - 1910.
Beispiel zu Variante 1:

Vorderseite

Rückseite
Brief aus Bayreuth von 18.11.1905 nach Amsterdam. Dort am 09.11.1905 mit Nachportomarke 25 Cent versehen. Der Empfänger hat die Annahme verweigert (REFUSE). Der zurückgeschickte Brief kam am 16.11.1905 wieder in Bayreuth an. Zur Absenderermittlung amtlich geöffnet und mit Verschlussmarken versehen (Rückseite). Auf der Rückseite in roter Tinte "A. Rudnik Braumeister St. Georgen 5" und Nachgebühr "40". Auf der Vorderseite unten Stempel "PORTOCONTROLLE 40".
Rückbriefstelle der K. Oberpostdirektion Bamberg
Zierrahmen - Papier Pergamin

Verwendungszeit 1914 - 1922.
Beispiel:

Vorderseite

Rückseite
Feldpostbrief von Bamberg vom 31.10.16 an Herrn Hans Fiedler, Gefreiter / 12. bayr. Inf. Div/ 27. Regt / I. Batl. 3. Komp mit Weiterleitungen, konnte aber nicht zugestellt werden. Großer Zurück-Stempel. Wurde am 23.11.16 zur Ermittlung des Absenders geöffnet. Auf der Rückseite notiert: 23.11.16 / G. Worack / Bamberg und mit Verschlussmarken der "Rückbriefstelle / der / K. Oberpostdirektion / Bamberg" wieder verschlossen.
Rückbriefstelle der Oberpostdirektion Bamberg
Die Oberpostdirektionen wurden zum 01.04.1934 in Reichspostdirektionen umbenannt. Die Rückbriefstelle hat die Bestände weiterverwendet.
Rahmen unterbrochen - Papier Pergamin

Verwendet 1935
Beispiel:

Vorderseite
Brief von Bayreuth nach Karlsbad 1935

Rückseite mit Verschlussmarke und Hinweismarke (blau)
Reichspostdirektion Bamberg
Rahmen - Papier Pergamin

Verwendungszeit 1940.
Beispiel:

Rückseite